Neue Studie wirft Coop und Migros «Abzockerei» mit Bio-Produkten vor – so wehren sie sich
Dies bestätigte ein Migros-Sprecher gegenüber Le Temps – und widerspricht damit direkt einer Studie von Marchés équitables Suisse (MES), die diesen Donnerstag veröffentlicht wurde.
Übersetzung
Dieser Text wurde von unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Romandie geschrieben, wir haben ihn für euch übersetzt.
Die Organisation untersuchte Preisunterschiede zwischen konventionellen Produkten und ihren Bio-Äquivalenten sowie den Anteil des Kaufpreises, der an die Produzenten zurückfliesst. Dabei zeigte sich: Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht zwischen dem Verkaufspreis eines Bio-Produkts und dem Betrag, den Migros und Coop den Landwirten bezahlen.
Dass Bio-Produkte sowohl im Supermarkt als auch in der Produktion teurer sind als ihre konventionellen Gegenstücke, ist wohl erwiesen. Doch dass der Anteil der Produzenten an diesem höheren Preis in keinster Weise mit der Preissteigerung im Handel mithält, ist bemerkenswert.
Die Studie, die von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) durchgeführt wurde, macht diese Diskrepanz deutlich. Zum Beispiel:
Marché Equitables Suisse zeigt die Berechnung dahinter auf: «Der Bio-Aufpreis beträgt für die Konsumenten rund 250 Prozent, doch die Mehreinnahmen von Bio-Bauern machen lediglich 52 Prozent davon aus. Für Stéphanie Lichtsteiner, Co-Direktorin von MES, ist das ein ernst zu nehmendes Problem:
Laut MES werde «die Kaufbereitschaft für Bio-Konsumentinnen und -konsumenten finanziell ausgenutzt», während weder die Produzenten noch die Umwelt davon profitieren. Dies mache die Bio-Produktion für viele Landwirte kaum rentabel.
Migros und Coop weisen die Anschuldigungen zurück
Von «Le Temps» befragt widersprechen die beiden Handels-Schwergewichte. Die Migros kritisiert die Methodik der Studie, während Coop die Unterschiede damit erklärt, dass die grosse Zahl an Zwischenhändlern ihre Margen schmelzen lasse und auf unterschiedliche Verarbeitungsmethoden verweist:
Stéphanie Lichtsteiner weist darauf hin, dass Migros und Coop beim Fleisch Tochtergesellschaften haben: Micarna (Migros) und Bell (Coop). Ihrer Ansicht nach ist die Ursache für die Preisunterschiede wohl eher eine künstliche.
Bio Suisse weist währenddessen auf einen weiteren Grund für die hohen Preise bei Fleischprodukten hin: Ein Teil des Bio-Fleischs fände im Supermarkt keinen Käufer und werde daher als konventionelles Fleisch verkauft. Die Händler würden den daraus resultierenden Einnahmeverlust auf die als Bio gekennzeichneten Produkte umwälzen.
Es ist zwar schwer zu beurteilen, ob die Margen von Coop und Migros nun gerechtfertigt sind oder nicht, zumal die beiden die Details ihrer Zahlen nicht veröffentlichen. Doch genau hier liegt für MES eben auch ein Kernproblem, auf das im Bericht hingewiesen wird:
Das ist der einzige Weg, um Bio-Produkte für die Konsumenten erschwinglich zu machen und gleichzeitig eine umwelt- und tiergerechte Produktion zu gewährleisten.»
Die Detailhändler würden «die Bereitschaft der Konsumenten, für Bio-Produkte mehr zu bezahlen, ausnutzen», während «die ungerechtfertigte Preiserhöhung die Bio-Produktion weniger attraktiv macht und damit den Übergang zu einer nachhaltigen Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung ausbremst», da die Produzenten für ihre Arbeit nicht angemessen entlohnt würden.
(hun, Übersetzung cpf)


